Beziehungsfokussierte oder interaktionelle Verhaltenstherapie ist kein eigenständiges therapeutisches Verfahren, sondern

  • eine Sammlung praktisch (aber nicht quantitativ-empirisch) erprobter, vereinfachter Interventionsformen für den therapeutischen oder beraterischen Umgang in Settings mit geringen Stundenkontingenten, begrenzten Sitzungsdauern, geringer Frequenz, sehr wechselhafter Therapiemotivation seitens der Patienten, wie z. B. Psychiatrie, Beratungsstellen, etc…
  • Interventionen zumeist mit Metaphern anstelle von langwieriger Psychoedukation oder Erläuterung komplexer Genesemodelle

auf der theoretischen Basis verschiedener theoretischer Konzeptionen.

Das Konzept der Beziehung als Ansatzpunkt von Verhaltenstherapie

„Die Verhaltenstherapie“, oder besser gesagt: die Psychotherapiemethoden, die sich theoretisch auf Grundannahmen der kognitiven Verhaltenstherapie beziehen, erarbeiten – vermutlich vor dem Hintergrund des Paradigmas der Wissenschaftlichkeit – ihre Anwendungsbereiche „seriell“, „schubweise“ beziehungsweise „wellenförmig“.

Mit der so genannten „Dritten Welle“ sind die verhaltenstherapeutischen Methoden gemeint, deren theoretischer Bezugsrahmen durch Mitberücksichtigung von theoretischen Grundannahmen, die über das oft als „klassisch“ bezeichnete kognitiv-lerntheoretische Repertoire hinausgehen, breiter aufgestellt sei.

 

 

Ausgangspunkt: Die dritte Welle

Oft werden zu diesen Methoden der „Dritten Welle“ gezählt:

  • emotionsfokussierende Methoden wie die Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) nach Linehan
  • achtsamkeitsbasierte Methoden wie ACT oder MBCT
  • schemafokussierte Ansätze wie Schematherapie nach Young, strategisch-behaviorale Therapie nach Sulz oder die person-geleitete Verhaltenstherapie nach Berbalk
  • entwicklungspsychologisch orientierte/mentalisierungsorientierte und mit dem Konzept der Übertragung arbeitende Ansätze wie CBASP
  • auf die Funktionalität von Verhaltens- und Erlebnisweisen fokussierende Analysesysteme mit wenigeren Ausformulierungen für „standardisierbare“ Interventionen wie Plananalyse nach Caspar und funktional-analytische Psychotherapie (FAP) nach Tsai und Kohlenberg

Wie man schnell merkt, sind die in der obigen Aufzählung verwendeten methodischen Schwerpunkte keinesfalls überschneidungsfrei: Jeder überzeugte Anwender von ACT würde wohl angeben, dass auch das Fokussieren von Emotionen zu den möglichen Techniken der Methode zählen kann. Ebenso ist auch die schematherapeutische Theorie in der Lage dazu, Übertragungsphänomene zu erklären und Behandlungsansätze daraus abzuleiten.